Backup for fun and profit

21.12.2013

Von Zeit zu Zeit wendet sich jemand an mich, erzählt eine herzzereissende Geschichte von verlorenen Daten und fragt ob sich die wiederherstellen lassen. Backup gibts üblicherweise keins, kein vollständiges, oder kein aktuelles. Also bleibt nichts anderes, als zu hoffen, dass sich die Daten irgendwie retten lassen.

Natürlich bin ich nicht der erste, der so einen Artikel schreibt, ausserdem gibt es verschiedenste Strategien; die stets auch von den zu sichernden Daten abhängig sind. Beispielsweise beschreibt Chase Jarvis seinen Workflow für Foto und Video in einem hübschen Video.

Doch was kann eigentlich schief gehen, bzw. wogegen möchte ich mich mit einem Backup überhaupt absichern?

Und als wäre all das nicht schon genug, gibt es noch den einen Fall, in dem ich bisher tatsächlich mir wichtige Daten verloren habe:

Als wäre das nicht schon kompliziert genug, sollte eine Backuplösung auch noch so einfach zu bedienen sein, dass man sie auch nutzt, und man beim Wiederherstellen nicht gleich irrtümlich mehr kaputt macht als rettet. Und so ausgelegt, dass die Daten innert nützlicher Frist wiederhergestellt werden können. Denn was nützt das beste Backup von mehreren TB Video-Daten, wenn der Film bis morgen fertig sein muss, jedoch das Zurückspielen 40 Stunden dauert? Schliesslich sollte die Lösung auch zahlbar sein, bzw. die Kosten irgendwie in einem vernünftigen Verhältnis zum Wert der Daten stehen.

Computer und Backup-Disks

Strategie

Die Strategie ist ganz einfach: Für jeden Datenträger mit Nutzdaten existieren (mindestens) zwei Kopien, davon eine offsite (bei meinen Eltern).

Als Speichermedium setze ich auf externe Harddisks: sie haben eine für meine Zwecke derzeit ausreichende Kapazität zu erschwinglichen Preisen, und erlauben sowohl die Suche nach einzelnen Dateien als auch das rasche Zurückspielen des ganzen Bestandes. Die Gefahr, dass die Daten über Zeit entmagnetisiert werden erscheint mir nicht sehr gross, da die Disks regelmässig mit dem Originalbestand verglichen werden und ich die Daten ohnehin alle paar Jahre auf Disks von mindestens doppelter Kapazität umkopiere – bisher jedenfalls wurde der Zuwachs an Daten elegant von der Weiterentwicklung der Speichertechnologie aufgefangen. So ganz nebenbei löst dieses Umkopieren auch das Problem, dass alte Speichertechnologien nach einiger Zeit nicht mehr unterstützt werden.

Auch die lokale Backup-Disk ist nur angeschlossen wenn ich gezielt eine Datensicherung durchführe (täglich oder nach Abschluss eines Projekts). So ist diese Kopie die meiste Zeit geschützt, egal was mit dem Computer passiert.

Alle Backup-Disks sind verschlüsselt, mit unterschiedlichen und komplizierten Passwörtern. So hält sich der Schaden in Grenzen, sollte mal eine Disk verlorengehen. (Die Sicherung der Passwörter bräuchte allerdings einen eigenen Artikel.)

Für die interne SSD meines Macs habe ich zwei jeweils doppelt so grosse Time Machine Disks eingerichtet. Wenn ich unterwegs bin und weiss, dass dabei wichtige Daten entstehen, beispielsweise auf Fotoreise, nehme ich eine davon mit, transportiere sie jedoch getrennt von der Haupt-Disk (Laptop) und lasse sie tagsüber im Hotelzimmer.

Für jede externe Harddisk mit Nutzdaten habe ich zwei Backup-Disks gleicher Kapazität. So muss ich mich nicht erinnern welche Daten nun auf welcher Disk abgelegt sind, für jede Disk X existieren zwei Backup Disks: Backup X 1 und Backup X 2. Diese Disks kopiere ich mit SuperDuper.

Zusätzlich erstelle ich regelmässig eine startbare Kopie der internen SSD meines Macs auf einer weiteren Disk (ebenfalls mit SuperDuper). Falls dieses Laufwerk ausfällt, kann ich das System von dieser Disk starten und weiterarbeiten, falls gerade etwas dringendes ansteht.

Falls ich Daten aussortieren will/muss, erstelle ich davor ein Backup. Harddisks sind billig, und die Gefahr irrtümlich die falsche Datei zu erwischen ist sehr, sehr gross.

Wenn ich Fotos von der Kamera/Speicherkarte importiere, nutze ich die von Lightroom angebotene Option, die Daten ausserdem auf eine zweite Disk zu schreiben. So existiert von diesem Augenblick an eine zweite Kopie der Bilder, auf die ich im Notfall zurückgreifen kann (und auch schon musste).

Falls irgendwie möglich lösche ich die Bilder erst von der Speicherkarte wenn die Arbeit abgeschlossen ist und ein Backup der Daten erstellt wurde. An den Winterthurer Musikfestwochen, wo ich 12 Tage lang mehrere Tausend Fotos pro Abend mache und ausserdem die Bildredaktion übernehme, ist dies eine nicht triviale Bedingung.

Analog dazu, wenn ich Daten von der SSD auf eine Archiv-Disk auslagere lösche ich die Originaldaten erst von der SSD, nachdem ich sie mit dem Backup der Archiv-Disk mittels diff -qr ... verglichen habe und keine Unterschiede gefunden wurden.

Beim Vergleichen der Disks mit diff -qr ... wird auch regelmässig geprüft, dass die Backups lesbar sind. Ebenso teste ich von Zeit zu Zeit, dass die TimeMachine Backups so funktionieren wie ich mir das vorstelle. Es gibt kaum etwas schlimmeres als mit grossem Aufwand regelmässig Sicherungen anzulegen, nur um im Notfall festzustellen, dass wichtige Daten nicht gesichert wurden oder nicht wiederhergestellt werden können.

Fazit

Auch wenn die Beschreibung recht kompliziert wurde, so ist das Grundprinzip recht einfach und hat mir schon mehrmals den Hals gerettet.